Die Multidimensionalität der Abhängigkeit oder auf Deitsch "wos ois drauhängt"

Klaus würde ja am Abend kein Bier trinken, wäre seine Frau einmal gut drauf, wenn er von der Arbeit nach Haus  kommt. Und seine Frau wäre gut drauf, wäre ihr Sohn nicht immer so frech und lästig, wenn er von der Schule heim kommt. Dieser wiederum wäre nicht so frech und lästig, wenn er nicht in der Klasse mucksmäuschenstill sein müsste, weil seine Lehrerin sonst durchdreht. Die Lehrerin wäre viel ausgeglichener und weniger streng, würde sie für ihre hohe Leistungsbereitschaft und ihren Fleiß einmal von ihrem Chef, dem Direktor, Lob & Anerkennung erhalten. Der Direktor kann aber auch nicht aus seiner Haut, weil seine Ehefrau ihn zuhause ständig entmannt und als „Schlappschwanz“ bezeichnet. Diese wiederum kennt es nicht anders, ihre Mutter war zu ihrem Ehemann, der nichts auf die Reihe zu bringen schien, genauso gewesen. Und jener Ehemann, ja, er hätte Dinge schon auf die Reihe gebracht, wäre sein Vater nicht im 1. Weltkrieg gefallen, und hätte er damit ein männliches Vorbild gehabt…

 

 

„Kann Klaus nicht einfach mal kein Bier saufen?“ oder „die Lehrerin chillen?“
Was einfach klingt, ist nicht einfach, denn es besteht eine Kette von Abhängigkeiten, und wer will schon der sein, der eine Kette kaputtmacht, besonders wenn man daran gewohnt ist, sie sich täglich umzuhängen?
Aber wenn keiner aus dieser Reihe von Abhängigkeiten heraussteigt, wird Klaus Alkoholiker, weil der Vater des Mannes der Mutter der Ehefrau des Chefs der Lehrerin des Sohnes seiner Frau im 1. Weltkrieg gefallen ist.
Die Absurdität liegt auf der Hand.

 

 

Wie oft machen wir unser Wohlbefinden davon abhängig, wie sich die Welt oder andere zu uns verhalten? Es ist leider aus verschiedenen Gründen nicht ganz so einfach, dass sich die Welt anders zu uns verhält, wie man am oberen Beispiel erkennen kann. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass wir selbst es sind, die sich die Kette wieder umhängen oder eben nicht.
Und dann gibt es ihn: den heiligen Punkt. Denn dann heißt es nicht mehr „Ich bin glücklich, wenn die Sonne scheint“, sondern einfach (haha) „Ich bin glücklich. (Punkt)“.