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Bemutterung als Schwangere erfahren

Ganz selbstsicher spreche ich davon, dass Frauen, die ein Kind erwarten, selbst Bemutterung erfahren sollen. 

Um genau zu sein:

"Jede von uns wird eine bessere Mutter sein, wenn sie auch in der Zeit vor der Geburt selbst bemuttert wird."

 

Es ist mir bewusst, dass allein dieser Satz in so mancher Frau etwas Unangenehmes auslösen kann, wenn nicht sogar eine innere Abwehr. Vielleicht berührt er eine Wunde, was Schmerz verursacht.

Oder aber man versteht nicht, was diese Formulierung bedeuten soll und ist irritiert. 

 

Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen, um zu erklären, was ich genau damit meine und warum. 

Wie immer bleibt ein Versuch, ein Phänomen in Worte zu beschreiben, nur ein Versuch - eine Annäherung -

und doch halte ich es für wichtig. 

 

Den Begriff "Bemutterung" verwende ich stellvertretend für eine Reihe von Qualitäten:

 

Bemutterung steht für ein Konglomerat, also ein ein Gemisch aus ganz vielem. 

Es steht nicht für eine Person, einen Anspruch oder etwas Bestimmtes. Und es steht eigentlich auch nicht für etwas rein Weibliches. 

Bemutterung erlebt man in viel Verschiedenem. Manchmal in einem Gespräch, in einem Lied oder einer Mehlspeise. 

 

Bemutterung als Oase
Bemutterung als Oase

 

Was ich nicht möchte, ist den Anschein zu erwecken, dass unsere leibliche Mutter oder wir dies alles verkörpern sollen. 

Das ist nicht möglich.

Und doch passieren die Momente, in denen unsere Mutter oder wir "bemutternd" wirken. Aber genauso der Nachbar, die Kassiererin oder ein Lehrer. 

 

Hast du vielleicht den Film "Die Hütte" von Stuart Hazeldine gesehen?

Octavia Spencer verkörpert "Papa", einen Aspekt von Gott und für mich etwas Ur-Mütterliches. 

 

Das alles klingt sehr spirituell an. 

Ja, das kann sein. 

Mir persönlich ist es egal, ob etwas psychologisch, philosophisch, eingebildet, abgehoben, esoterisch, erwiesen, handfest, materiell, real, etc. ist.

Hauptsache, es tut gut und wirkt! Ohne Nebenwirkungen. 

Beschäftigt man sich mit unserem Nervensystem, so gelangt man zu spannenden Erkenntnissen. 

Die Polyvagal-Theorie befasst sich mit unserem Autonomen Nervensystem und besagt, dass dieses ständig unsere Umgebung daraufhin untersucht, ob sie sicher, gefährlich oder sogar lebensbedrohlich erscheint. Dies geschieht jenseits unserer Kontrolle und bewussten Wahrnehmung.

Wenn wir uns sicher fühlen, befinden wir uns im ventral-vagalen Zustand unseres Nervensystems, also "in Ruhe". 

Es wird keine Energie benötigt, um uns gegen Gefahren zu wappnen und so kann diese Energie für Anderes genutzt werden: Kreativität, Neugier, Spiel, Flow, soziale Interaktionen, "erwachsenes" Verhalten, Regeneration und auch der Zugang zu eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen sind in diesem Zustand möglich. 

 

Stell dir eine Schwangerschaft mit vielen Momenten im ventral-vagalen Zustand vor. Sie wird für dich und dein Kind zu etwas Genießbarem, Magischem und vor allem Verbindendem. Mit etwaig auftretenden Schwierigkeiten kannst du umgehen und dich immer mehr zur Mutter entwickeln. Und natürlich profitiert auch der werdende Vater davon. 

Schwanger zum Glück.

 

 

Aus logotherapeutischer Sicht spricht man dann von der Geistigen Person, die ungehindert durch einen tönen kann. 

Die Geistige Person in uns ist das, was wir wirklich sind. Immer heil, unzerstörbar und höchst individuell.

Dagegen sind Körper und Psyche die Instrumente, durch die unser wahres Sein wirken kann. 

Bemutterung macht es möglich.