In Zeiten wie diesen kann ich nicht umhin, mir Gedanken zu machen.
Ja, die Leute haben Angst um ihre Gesundheit,
aber die Kraft, die Menschen Geschäfte wie einst Piraten leerplündern & gierig die Einkaufswägen der anderen inspizieren lässt, um niemandem in irgendetwas nachzustehen,
die veranlasst, Waffen & Munition heimzutragen, sie gründet auf etwas anderem.
Mächtige Existenzängste ziehen über´s Land, und wenn wir uns noch so gründlich vor ihnen zu schützen versuchen, sie scheinen die wahre Pandemie zu sein- finden jedes Schlupfloch, nur um sich am
geeigneten Wirt zu bedienen. Ihre Übertragbarkeit ist verblüffend, so brauchen sie nicht einmal die „Tröpfcheninfektion“ als Sprungbrett, und als
metamorphische Meister wandeln sie ihre Form, sobald sie sich auf die Schliche gekommen fühlen.
Sie sind nicht wählerisch, bedienen sich vorerst an leichten Opfern, verwenden Zwischen- und Transportwirte, um letztendlich auch die harten Nüsse zu knacken.
Die Existenzängste, sie erzeugen in uns, ähnlich einer halluzinogenen Droge, eine Illusion, die uns glauben lässt, es stehe richtig schlecht um uns. Völlig realitätsentfremdet geben wir uns immer
mehr diesem apokalyptischen Bild hin, das in uns Gefühle wie stete Nervosität, Ohnmacht, Neid, Wut, Traurigkeit und Einsamkeit auslöst.
Ich fragte mich, warum diese Ängste so kompatibel mit dem Corona-Virus sind.
Schlussendlich war meine Antwort, dass sie das gar nicht sind. Viel eher sind sie kompatibel mit den Maßnahmen im Zuge des Pandemieplans und der unzureichend wahrheitsgemäßen Aufklärung. Ähnlich
eines technischen Zubehörs sind sie außerdem kompatibel mit Smartphones und der kollektiven Verbreitung irgendwelcher „Fake“-Geschichten.
Aber vor allem sind sie kompatibel mit einem hohen Abhängigkeitsgrad, wie er bei uns im Westen üblich ist. Unser (Verständnis von) Wohlstand scheint eins-zu-eins gebunden zu sein an einer mehr
als labilen Wirtschafts-, Markt- und Börsenlage.
Beim Spazierengehen fiel mir auf, dass die Natur völlig unberührt war von unserer derzeitigen Lage. Aber nicht nur die Natur. Auch Landwirte taten seelenruhig ihre Arbeit, während viele andere
unfreiwillig keine Chance hatten, ihrem Job nachzugehen, im Ungewissen, ob ihr Arbeitsverhältnis für sie nach der „Corona-Krise“ noch galt.
Angst, zu kurz zu kommen, haben auch nicht jene, die ihre Keller voll haben mit der Ernte des vergangenen Sommers oder dem Trend folgen, sich möglichst viel selbst zu erschaffen (DIY) wie
Waschmittel, Seifen, Heilmittel, Tees, Brot etc.
Geschickte Handwerker und Minimalisten sind ebenso für Existenzängste nicht so greifbar.
Aber was eint sie?
Für mich ist es ihr hohes Maß an Unabhängigkeit oder Autonomie. Sie können sich selbst helfen.
Sie machen ihr Ding, unnachgiebig & konsequent. Und dabei haben sie wahrscheinlich auch weniger Zeit und Muße, ihr Smartphone auf neue Corona-Witzbilder zu checken.
Lange wurden Menschen, wie eben beschrieben, belächelt, galten sie doch als konservativ, altmodisch oder geizig. Erst in Zeiten wie diesen scheint ihre Smartheit auf.
Unabhängigkeit hat ein Zwillingsgeschwisterchen, ohne das sie nicht bestehen könnte: Vertrauen.
So schafft Unabhängigkeit sowohl Selbst- als auch Urvertrauen, gründet aber auch darauf.
Im Doppelpack sind sie unschlagbar, Antidot gegen die eingangs erwähnte „Seuche“.
Unabhängigkeit und Vertrauen sind sexy. Nämlich insofern, als dass sie Menschen in Ausnahmesituationen wie diesen nicht zu unkontrollierten, unreflektierten Kindern machen, sondern zum Fels in
der Brandung.
Woran haltet ihr euch lieber?
„Nicht reich muss man sein, sondern unabhängig.“
André Kostolany (1906-99), amerik. Börsenkolumnist